Pressemitteilung 10 MILLIONEN EURO F†R DIE ENTWICKLUNG BAHNBRECHENDER NEUER WIRKSTOFFE GEGEN VIRALE INFEKTIONEN Leipzig, 18. Oktober 2023 Die Bundesagentur fŸr Sprunginnovationen gibt heute die Teilnehmer der dritten und letzten Phase der SPRIND Challenge ãBroad-Spectrum AntiviralsÒ bekannt. Vier Teams erhalten fŸr die kommenden zwšlf Monate jeweils bis zu 2,5 Millionen Euro fŸr die Weiterentwicklung ihrer radikal neuen Wirkstoffe gegen virale Krankheiten. SpŠtestens seit der COVID-19-Pandemie wissen wir: Viren sind eine Bedrohung fŸr die Gesundheit der Menschen weltweit. Trotz des beachtlichen Erfolgs von Impfstoffen werden auch antivirale Medikamente benštigt, um Erkrankten helfen zu kšnnen. FŸr viele Viruserkrankungen, die uns seit langem begleiten, gibt es bis heute noch keine wirksamen Medikamente. Der Blick auf AusbrŸche von SARS-CoV-1, MERS-CoV, Ebola oder Influenza verdeutlicht, dass wir uns fŸr zukŸnftige Epidemien und Pandemien wappnen mŸssen. Damit ein Durchbruch bei der Entwicklung neuer antiviraler Medikamente gelingt, hat die Bundesagentur fŸr Sprunginnovationen vor zwei Jahren zu dieser SPRIND Challenge aufgerufen. Darin treten Teams parallel mit unterschiedlichen Lšsungsstrategien an, um in einem Wettbewerb Ÿber drei Jahre die vielversprechendsten Wirkstoffe auf Basis neuer Technologieplattformen zu finden. Eine Jury aus Wissenschaft und Wirtschaft hat nun aus den verbliebenen sechs Teams die vier Kandidaten ausgewŠhlt, die als Finalisten an der letzten Stufe dieses Innovationswettbewerbs teilnehmen werden. Die folgenden Teams konnten die Jury Ÿberzeugen, dass ihre Arbeiten neue antivirale Medikamente hervorbringen kšnnen, die das Potenzial haben, auch gegen heute noch unbekannte Viren erfolgreich eingesetzt werden zu kšnnen: ¥ CRISPR ANTIVIRALS nutzt das antivirale Abwehrsystem CRISPR/Cas13, das in Millionen Jahren der Evolution von Bakterien perfektioniert wurde, um die Vermehrung und die zytopathischen Wirkungen von RNA-Viren wie SARS-CoV-2 durch Spaltung ihres viralen Genoms und mRNA zu blockieren. Prof. Dr. Elisabeth Zeisberg (UniversitŠtsmedizin Gšttingen, AusgrŸndung Avocet Biosciences GmbH) und Team haben einen Weg gefunden, der verspricht, besonders robust gegen Mutationen eines Virus zu sein. ¥ iGUARD um Prof. Dr. Axel Schambach (Medizinische Hochschule Hannover) entwickelt molekulare Therapeutika der nŠchsten Generation auf RNAi-Basis gegen respiratorische Virusinfektionen und nutzt dazu maschinelles Lernen zur automatischen Identifizierung von Zielstrukturen sowie eine optimierte Vektorplattform fŸr die Verabreichung und prŠklinische Validierung in humanen, patientenrelevanten Modellen. Durch diese automatische Identifizierung von Zielstrukturen sollen sich antivirale Therapeutika deutlich schneller entwickeln lassen als bisher. ¥ MUCBOOST, geleitet von Dr. Daniel Lauster (FU Berlin, AusgrŸndung MucosaTec GmbH), entwickelt ein Upgrade gegen Krankheitserreger: Die antivirale Wirksamkeit des Mukus, dem Schleim, der unsere Atemwege Ÿberzieht, wird gezielt verstŠrkt. Dieses Upgrade funktioniert nach einem Baukastenprinzip und kann so flexibel an unterschiedlichste Viren angepasst werden. Gleichzeitig hat der Ansatz das Potential, die †bertragbarkeit zu verringern, indem die Viren verstŠrkt am Mukus haften bleiben: Er wirkt also wie eine molekulare Maske. ¥ VIRUSTRAP nutzt die DNA-Origami-Technologie, um Fallen fŸr Viren im Nanoma§stab zu bauen. DafŸr konstruiert das Team um Prof. Dr. Hendrik Dietz (TUM, AusgrŸndung Capsitec GmbH) Halbschalen aus einzelstrŠngiger DNA, die Viren umschlie§en und neutralisieren. Grš§e und Form der Schalen lassen sich dabei flexibel an unterschiedliche Viren anpassen. Insgesamt erhalten die ausgewŠhlten vier Teams von SPRIND rund 4,7 Millionen Euro Ÿber drei Jahre. FŸr die Mittelvergabe bei den SPRIND Challenges hat die Bundesagentur fŸr Sprunginnovationen ein in Deutschland neues Verfahren der Innovationsfšrderung etabliert, die vorkommerzielle Auftragsvergabe. Im Vergleich zu bisherigen Verfahren der staatlichen Innovationsfinanzierung ist die vorkommerzielle Auftragsvergabe wesentlich schneller und die formalen Vorgaben weit weniger umfangreich, so dass auch kleinere Teams und Start-ups sich hieran mit Erfolg und ohne spezielles Fšrdermittelbeantragungs-Know-how beteiligen kšnnen. ãDie SPRIND Challenges haben sich in kurzer Zeit als wirkungsvolles Finanzierungswerkzeug zur †berbrŸckung des âTal des TodesÔ zwischen Grundlagenforschung und Marktreife etabliert. Indem wir Ÿber mehrere Jahre hinweg unterschiedliche LšsungsansŠtze finanzieren und deren Entwicklungsfortschritt evaluieren, kšnnen wir die besten LšsungsansŠtze herausfilternÒ, erklŠrt Jano Costard, Challenge Officer von SPRIND. ãDamit diese neuen Wirkstoffkandidaten weiterentwickelt und produziert werden - so dass sie im Bedarfsfall auch schnell zur VerfŸgung stehen - braucht es nun noch ein Advance Market Commitment (AMC) seitens der šffentlichen Hand, um Marktversagen zu beseitigen, das private Investitionen in Pandemiemedikamente lŠhmt.Ò Ein AMC garantiert die Abnahme von Produkten, hier ãbroad-spectrum antiviralsÒ, mit klar definierten Produkteigenschaften. Zum Zeitpunkt der Etablierung des AMC sind diese Produkte noch nicht verfŸgbar, mŸssen also erst entwickelt werden. Dabei wird die Marktzusage nicht gegenŸber bestimmten Unternehmen ausgesprochen, sondern richtet sich an alle Marktteilnehmer, die die vorab definierten Leistungskriterien des Produkts erfŸllen. Auf diese Weise kann die entscheidende HŸrde fŸr Investitionen, nŠmlich die Unsicherheit der Nachfrage, Ÿberwunden werden. Es hat sich gezeigt, dass solche vorgezogenen Marktzusagen einen "Pull-Effekt" erzeugen, indem sie einen ansonsten nicht existierenden Markt etablieren. Diese Beseitigung der Nachfrageunsicherheit wiederum ermšglicht es Investoren wie Wagniskapitalgebern oder Pharmaunternehmen in die Entwicklung neuer Technologien zu investieren, da sie nun ãlediglichÒ das technologische Risiko tragen, nicht mehr aber das Marktrisiko der Entwicklung. Dieses Konzept hat sich im Bereich CO2-Sequestrierung und der Entwicklung von Impfstoffen bereits bewŠhrt. Weitere Informationen zu dieser SPRIND Challenge und zu den teilnehmenden Teams finden Sie unter https://www.sprind.org/de/challenges/antiviral †ber SPRIND Challenges SPRIND Challenges sind Innovationswettbewerbe, die zum Ziel haben, Lšsungen fŸr die gro§en gesellschaftlichen und technologischen Herausforderungen unserer Zeit hervorzubringen. Sie entwerfen die Vision einer besseren Zukunft und versammeln die Wissenschaftler:innen, Innovator:innen und Entrepreneur:innen, die diese Vision Wirklichkeit werden lassen kšnnen. Deshalb werden die Challenge Teams schnell und unbŸrokratisch finanziert und starten umgehend in einen mehrstufigen Wettbewerb. Zum Ende jeder Stufe wird die Arbeit der Teams evaluiert und nur die Besten verbleiben in der Challenge und erhalten weitere finanzielle UnterstŸtzung, um ihre Idee weiterzuentwickeln. †ber SPRIND Die Bundesagentur fŸr Sprunginnovationen SPRIND wurde 2019 mit GeschŠftssitz in Leipzig gegrŸndet. Alleinige Gesellschafterin ist die Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Bundesministerium fŸr Bildung und Forschung (BMBF) und das Bundesministerium fŸr Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). SPRIND schlie§t eine LŸcke in der deutschen Innovationslandschaft: Sie findet neue, bahnbrechende Technologien fŸr die gro§en Herausforderungen unserer Zeit und stellt gleichzeitig sicher, dass die Wertschšpfung der daraus entstehenden Unternehmen und Industrien in Deutschland und Europa bleibt. SPRIND wird aus Mitteln des Bundeshaushalts finanziert. GefŸhrt wird SPRIND von Rafael Laguna de la Vera und Berit Dannenberg. KONTAKT Christian Egle Referent der GeschŠftsleitung christian.egle@sprind.org